Ensemble für Neue Musik

LandesJugendEnsemble für Neue Musik – Sommerkonzert – Foto: Marco Ehrhardt

Ensemble für Neue Musik

LandesJugendEnsemble für Neue Musik Schleswig-Holstein
Leitung: Peter Veale

24. Oktober 2021, 17.00 Uhr
Maria-Magdalenen-Kirche Lauenburg

KONZERTE ZUM 35. JUBILÄUM DES KÜNSTLERHAUS LAUENBURG

Werke von Kee Yong Chong, Jonas Baes, Septian Dwi Cahyo (UA) und Dieter Mack.

Das LandesJugendEnsemble für Neue Musik Schleswig-Holstein widmet sich in seinem diesjährigen Programm schwerpunktmäßig der zeitgenössischen Musik Südostasiens. Komponisten aus Malaysia, den Philippinen und Indonesien werden von den jungen Musikerinnen und Musikern interpretiert sowie auch eine Komposition des Lübecker Kompositions-Professors Dieter Mack, der sich schon viele Jahre intensiv mit der Musik Südostasiens auseinandersetzt. Auch eine Uraufführung wird dieses Jahr dabei sein: ein Streichquartett des jungen indonesischen Komponisten Septian Dwi Cahyo, der in der Sommerarbeitsphase des Ensembles auch persönlich zu Gast sein wird, um sein Werk den Jugendlichen direkt zu vermitteln – eine unschätzbare Erfahrung für das LandesJugendEnsemble. Die künstlerische Leitung hat in diesem Jahr Peter Veale (Ensemble Musikfabrik/HMT Köln), der dabei von Dozenten der Musikhochschule Lübeck unterstützt wird.

Programm
– Kee Yong Chong Kong Shan (2003/revised 2021) for 9 players
– Jonas Baes tmesis (2014)
– Septian Dwi Cahyo Senyawa for string quartet (2020) (UA)
– Dieter Mack Luft (2012) für Ensemble Kollektiv Improvisation

Zu den Werken im Einzelnen

Kong Shan wurde 2003 auf dem TRANSIT Festival in Leuven vom Ensemble Mosaik uraufgeführt und 2021 für das LandesJugendEnsemble extra noch einmal überarbeitet. Der Name bedeutet „Leerer Berg“ und es wurde inspiriert von einem Gedicht aus der Tang-Dynastie (ca. 600-800 n.Chr.), mit deren Poesie Kee Yong Chong während seines Bachelor-Studiums in China in Berührung kam. Das Stück soll ähnlich wie das Gedicht die Schönheit der Natur in ihrem Schwanken zwischen Ruhe und Bewegung, zwischen Leere und Fülle transportieren, indem es durch die Transformation von Ruhe und Bewegung ineinander einen abstrakten Raum für den Zuhörer schafft, in dem dieser der inhärenten Kraft der Natur nachspüren kann.

Das Gedicht lautet übersetzt ungefähr so:

Niemand scheint auf dem leeren Berg zu sein… Und doch glaube ich, eine Stimme zu hören, wo das Sonnenlicht aus einem Wäldchen vom grünen Moos auf mich zurückscheint.

Tmesis wurde 2014 vom Freiburger Ensemble Selisih uraufgeführt, für das es auch komponiert wurde und ist Dieter Mack zum 60. Geburtstag gewidmet, der diesem Ensemble sehr verbunden ist. Tmesis bedeutet sprachwissenschaftlich die Trennung eigentlich zusammengehörender Wortteile durch den Einschub anderer Wörter oder Sätze, zum Beispiel „Wo willst du hin?“ statt „Wohin willst du?“. Diese Brüche dienen in der Regel der Verstärkung der emotionalen Wirkung und das Prinzip wird auch in der Musik angewandt, wo neben mehr oder minder versteckten Zitaten anderer Werke seit dem frühen Barock vor allem die plötzliche Pause als unterbrechendes Moment zur Verstärkung der emotionalen Wirkung eingesetzt wird. Auch in tmesis sind es neben dem Auftauchen von Elementen mit Anklängen an die indonesische Gamelan- Musik vor allem die plötzlichen 32stel-Pausen, die die musikalischen Phrasen abrupt unterbrechen und von den Ausführenden unmittelbare Aufmerksamkeit erfordern, die sich auch auf das Publikum überträgt.

Senyawa wiederum heißt im Indonesischen Verbindung, also genau das Gegenteil von Tmesis und der Komponist Septian Dwi Cahyo beschreibt mit diesem Stück verschiedene einzelne Identitäten, die sich zu einer Einheit verbinden. Dazu vermischt er verschiedene musikalische Texturen und Farben der Instrumente, die die Ausführenden dann in einen Zusammenhang bringen müssen, wobei er Stellen mit sich aufgeregt verändernden musikalischen Mustern sich mit Stellen gleicher Muster abwechseln lässt. Der Fokus darauf, diese einzelnen Elemente zu einer Einheit zusammenzubringen, transportiert einen Großteil der Energie des Stückes.

Luft wurde 2012 vom Ensemble Studio Musikfabrik uraufgeführt, dem LandesJugendEnsemble für Neue Musik in Nordrhein-Westfalen, welches dem Ensemble Musikfabrik angegliedert ist. Der Titel deutet schon an, dass es dem Komponisten darin um Luft, insbesondere das Atmen und allem bis im weitesten Sinne damit Zusammenhängenden geht. Auch wenn das Atmen oft nur mit Blasinstrumenten verbunden wird, so ist es doch auch für alle anderen Instrumente musikalisch enorm wichtig. So erweitert Dieter Mack in diesem Werk die Möglichkeiten aller Ausführenden neben dem normalen Spielen ihres Instruments um rein vokale Aktivitäten oder vokale Aktionen durch ihre Instrumente. Dabei kommt es zur Auseinandersetzung mit Atmung im Zusammenhang zu Energie, Intensität und Kraft. Diese verschiedenen Aspekte in Bezug zur Luft im musikalischen Kontext sind die Hauptelemente des Stückes, welches in seiner harmonischen Struktur größtenteils auf den Obertönen der beiden verwendeten Bass-Nicophone aufbaut. Wie schrieb die Neue Musikzeitung 2017: „Macks Klangaggregate haben eine fast schon szenische Qualität und können durchaus als imaginäres instrumentales Theater gehört werden, das dann als asiatisches Schattenspiel noch zu gestalten wäre.

35 Jahre Künstlerhaus Lauenburg – Konzert vom Landesmusikrat Schleswig-Holstein – Landes Jugendensemble für neue Musik unter Leitung von Peter Veale in der Maria-Magdalenen Kirche Lauenburg – Fotos: Dirk Eisermann

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